Evangelium nah Lukas (24,35-48)
Der Zweifel, das Nicht-Verstehen, durchzieht alle Erzählungen über die Erfahrungen der Jünger Jesu nach seinem Tod. Es geht da nicht um Menschen, die einfach blind an Jesus glauben. Es bedarf einiger Überzeugungskraft des Auferstandenen, um ihnen die Sicherheit zu geben, dass er lebt.
Am letzten Sonntag haben wir die Version des Evangelisten Johannes gehört mit Thomas, dem Zweifler, der aber zum Glauben kommt. Gerade hörten wir eine Version des Evangelisten Lukas. Die zwei Emmausjünger waren unterwegs mit Jesus, aber sie erkannten ihn nicht. Erst am Abend, beim Brechen des Brotes, gehen ihnen die Augen auf und sie stellen fest: „Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns sprach?“ Sie kehren nach Jerusalem zurück und erzählen es den anderen. Und auch sie erzählen, dass Jesus auferstanden ist und dem Petrus erschienen ist.
Plötzlich ist Jesus in ihrer Mitte. Und obwohl sie vorher gesagt haben, dass Jesus auferstanden ist, ist ihre Reaktion nicht Jubel und Freude, sondern Angst, fast Panik und Schrecken, weil sie meinen, ein Gespenst zu sehen. Es war die Frage von Lukas und den Christen, 40-50 Jahren später: Was haben die Jünger da wirklich erlebt? Wie sind sie zu der Überzeugung gekommen, dass Jesus lebt? Haben sie sich da etwas eingebildet?
Die Evangelisten verwenden den Begriff „Erscheinung“ um das Erlebnis und die Erfahrung der Jünger zu beschreiben. In der Bibel ist das ein geläufiges Wort. Schon im Alten Testament wird von Abraham, Mose und anderen erzählt, dass Gott ihnen „erschienen“ ist und zu ihnen gesprochen hat. Und auch von Paulus wird erzählt, dass Jesus ihm „erschienen“ ist - ein Lichterlebnis - und in seinen Briefen erzählt Paulus, dass Gott selbst ihm mitgeteilt hat, dass er Jesus auferweckt hat. Müssen wir das alles nicht als ein inneres Geschehen verstehen, dass in diesen Menschen stattgefunden hat?
War das ein Produkt ihrer Phantasie? Haben sie ein Gespenst gesehen? Nein, sagt Lukas, es war real: „Kein Geist hat Fleisch und Knochen.“ Und in seiner Apostelgeschichte schreibt er auch: „Gott hat ihn (Jesus) am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen,...uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.“ Und um das Ganze noch glaubhafter und verständlicher zu machen, erzählt Lukas, wie Jesus - sowohl unterwegs nach Emmaus als auch jetzt hier in Jerusalem - ihnen mit Hilfe des Alten Testaments erklärt: Mit Jesus beginnt zwar etwas Neues. Das hat aber seine Wurzeln und seine Grundlage tief im alttestamentlichen Glauben. „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Vorfahren, hat dieses Wunder gewirkt, um die Macht und Herrlichkeit seines Sohnes Jesus zu zeigen“, sagt Petrus in der heutigen ersten Lesung.
Jesus ist nicht aus eigener Kraft auferstanden, sondern es ist Gott, der die Macht dazu hat. Wenn ich also an Gott als den Schöpfer der ganzen Wirklichkeit glaube, dann traue ich ihm zu, dass er auch Macht über den Tod hat und dass er neues Leben entstehen lassen kann. Weil ich an Gott glaube ist mein Glaube an eine Auferweckung durch Gott glaubwürdig. Die Apostel waren keine Menschen, die einfach blind an Jesus glaubten. Sie haben um ihren Glauben gerungen, durch alle Zweifel hindurch. Gott wirkt und spricht in dieser Welt in und durch Menschen. Dass wir heute - 2000 Jahre später - hier zusammensitzen und Gottesdienst feiern, dass wir vor zwei Wochen Ostern gefeiert haben, das verdanken wir dem glaubhaften Zeugnis dieser Menschen in denen Gott gewirkt und gesprochen hat.